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Schwimmen lernen und können – ein lebenslanger Prozess

Veröffentlicht am 3. Juli 2019

Viele gehen heutzutage irrtümlicherweise davon aus, dass sich Kinder sicher und selbstständig im Wasser bewegen können, sobald sie das Seepferdchen haben – dabei schützt dieses keineswegs vor dem Ertrinken.  Stiftungsgründer Alexander Gallitz warnt vor dem etablierten Konzept des Schwimmabzeichens in Deutschland und hebt die Bedeutung der ersten Wassergewöhnung des Kindes hervor, in welche momentan noch viel zu wenig Zeit investiert wird.

Bereits seit vier Jahrzehnten wird in breiten Teilen der Bevölkerung das Bestehen der Seepferdchen-Prüfung als legitime Bestätigung für das ausreichend sichere „Schwimmen können“ gesehen. Diese beinhaltet, sich 25 Meter im Wasser fortbewegen, untertauchen und springen zu können. Schulen, Verbände und private Anbieter führen ihre Kurse mit eben diesem Kursziel – was eine entsprechende Mitschuld an dieser Einstellung bedeutet.

Die Folgen und der Druck für die Schwimmanfänger*innen sind daher enorm, da hier in kürzester Zeit von dem Kind erwartet wird, all diese Übungen zu beherrschen . Was dabei nicht beachtet wird, ist die notwendige vorangegangene Wassergewöhnung, der momentan kaum Beachtung zuteil wird: Die wichtigsten Dinge beim Schwimmen lernen seien, laut Präsident des DSLV und Gründer der Stiftung „Deutschland schwimmt“ Alexander Gallitz, nicht die dem Seepferdchen entsprechenden Anforderungen, sondern das Schweben, das Gleiten, das Springen und das Ausatmen unter Wasser. Wie sollen Schwimmschüler nach den heutigen Standards innerhalb von 10 Lerneinheiten à 45 Minuten diese überaus wichtigen ersten Schritte lernen, wo sie sich doch auf das 25 Meter-Schwimmen konzentrieren  – obgleich diese unbeachteten ersten Schritte für das sichere Schwimmen des Kindes die im Notfall am Bedeutendsten sind. Zusätzlich zu diesen Umständen kommt noch die Tatsache dazu, dass es eine erschreckend hohe Anzahl an Kindern gibt, die mit ihren motorischen Fähigkeiten noch große Schwierigkeiten haben. Trotz dieser Rahmenbedingungen stehen überfüllte Kurse mit zehn Schüler*innen pro Schwimmlehrer*in an der Tagesordnung. Dies wiederum hat zur Folge, dass sowohl Schwimmlehrer*innen als auch Schüler*innen mit der Situation überfordert sind – von Spaß und Freude beim Schwimmen lernen kann hier wohl nicht mehr die Rede sein.

Der Deutsche Schwimmverband, Rettungsorganisationen, einige private Anbieter und vor allem der Deutsche Schwimmlehrerverband versuchen hingegen seit Jahren, denn heutigen Normen entgegenzuwirken. Ihr Ziel: über die fälschliche Annahme, das Kind könne sich ausreichend sicher im Wasser bewegen, nur weil es das Seepferdchen habe, aufzuklären. Denn in den letzten Jahren hat sich noch deutlicher als jemals zuvor bewahrheitet, dass das Seepferdchen nicht vor dem Ertrinken schützt: vor allem außerhalb der Schwimmbäder kam es vergangenen Sommer zu 26 Ertrinkungstoten Kindern unter zehn Jahren, doppelt so viele als im Jahr zuvor, so die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Spätestens bei diesem alarmierenden Anstieg an Schwimmunfällen sollten wir uns Gedanken machen und nach einer Lösung des Problems suchen.

Um eben genau das zu erreichen, haben die oben genannten Verbände als auch private Anbieter eine Erklärung unterschrieben. Diese besagt, dass eine ausreichend sichere Schwimmfähigkeit erst mit dem Erwerb des Jugendschwimmabzeichens Bronze gegeben ist. Das Bestehen dieses Abzeichens sagt aus, dass der Schwimmer in der Lage ist, 200 Meter weit zu schwimmen, zwei Meter tief zu tauchen und drei verschiedene Sprünge zu beherrschen. Des Weiteren wird in der Erklärung besonders hervorgehoben, dass das Schwimmen lernen, üben und trainieren ein lebenslanger Prozess bei all unseren Kindern sein sollte.